Kurios ist, dass unsere heutige Seife nicht als Hygieneartikel, sondern als Heilmittel startete. Denn die ersten Seifenanwender vor 4.500 Jahren – Sumerer, Ägypter, Griechen und Germanen – übersahen zunächst die reinigende Wirkung der Seife und nutzen sie vor allem, um Wunden zu behandeln. Dabei war das Prinzip schon damals das gleiche: Die Seife entfernte den Schmutz von der Haut der Menschen und verhinderte so, dass sich Bakterien in Schmutz, Schweiß und Talg vermehren konnten.
Römische Badekultur macht Seife bekannt
Die Badekultur der Römer verhalf der Seife im 2. Jahrhundert nach Christus zu einem kleinen Boom: Die Mischung aus Pottasche und Ölen wurden nun gezielt zur Körperreinigung eingesetzt.
Einen weiteren Meilenstein der Seifenkultur schufen arabische Stämme im 7. Jahrhundert: Sie ersetzten die Pottasche durch alkalische Salze. Zusammen mit gebranntem Kalk und Ölen erhitzten sie die Salze so lange in einer Ätzlauge, bis das meiste Wasser verkocht war. Ergebnis: Die ölige Masse wurde fest und ließ sich portionsweise verwenden. Die erste Seife „am Stück“ entstand.
Arabische Seifenkultur erobert Europa
Später brachten arabische Stämme mit ihren Eroberungszügen die Seifenkultur ins heutige Europa. Im Mittelalter entwickelten sich Spanien, Italien und Frankreich zu den Zentren der Seifensiederzunft. Aber auch in Prag, Augsburg und Wien entstanden bedeutende Seifensiedereien.
Doch längst nicht alle Menschen hatten Zugang zu den duftenden Waschstücken: „Parfümierte Seifen galten als Luxusartikel, den sich hauptsächlich der reiche Adel leisten konnte“, verrät Sophia Wagner, Designerin und kreativer Kopf hinter den handgemachten Seifen von Münchner-Waschkultur.de. „Erst als die Badekultur aufkam und sich öffentliche Badehäuser verbreiteten, nutzten auch Bürgertum und einfache Leute die feinen Seifenstücke.“
Nach Pestepidemien: Die „Trockenwäsche“ ersetzt Wasser und Seife
Das änderte sich schlagartig, als im 14. Jahrhundert die Pest und andere Krankheiten wüteten. Die verzweifelten Menschen vermuteten, die Erreger verbreiteten sich übers Wasser. Die Körperhygiene mit Wasser und Seife geriet nach und nach aus der Mode. „Trockenwäsche“ lag über weite Teile des 16. und 17. Jahrhunderts im Trend.
Dabei „reinigten“ sich die Menschen lediglich mit Tüchern. In Adelskreisen trug man außerdem reichlich Parfüm und Puder auf. In der Folge konnten sich nicht nur Krankheiten, sondern auch Läuse, Flöhe und anderes Ungeziefer ungehindert ausbreiten. Wer wissen will, woher die Redensart „Ich kann dich nicht riechen“ stammt – in dieser Zeit findet sich reichlich Erklärstoff.
72 Prozent Öl – Reinheitsgebot für Seife in Frankreich
Ein früher Seifenfan war König Ludwig XIV. – wegen seines ausschweifenden Lebensstils auch als „Sonnenkönig“ bekannt. Auf dem Hof im französischen Versailles scharte Ludwig XIV. die besten Seifensieder um sich. Seine Liebe zu den sinnlichen Waschstückchen ging sogar so weit, dass er Ende des 17. Jahrhunderts ein eignes Reinheitsgebot für Seife erließ: Mindestens 72 Prozent reines Öl musste eine hochwertige Seife dem Erlass zufolge enthalten.
„Früher sind die Seifenrechte vom König verliehen worden“, erzählt Sophia Wagner von Münchner-Waschkultur.de. „Das war sehr exklusiv. Vergleichbar mit den Brennrechten, die hat auch nicht jeder bekommen.“
Neues Hygieneverständnis: Seife wird zum Massenprodukt
Und noch ein Franzose machte sich um das Thema Seife verdient: Mit Nicolas Leblanc wurden die duftenden Hautschmeichler vom Luxus für Einzelne zum Alltagsprodukt für die Massen. Denn der Chemiker erfand ein Verfahren, mit dem sich die Seifenzutat Soda (Natriumsalz) künstlich und in größeren Mengen herstellen lässt.
Endgültig Einzug in unsere tägliche Pflegeroutine hielt die Seife im 19. Jahrhundert. Die Menschen entwickelten ein umfassendes Hygieneverständnis. Sie begannen, sich und ihre Kleidung regelmäßig mit Seife zu waschen. „Heute sind Seifen ein fester Teil unseres Alltags“, weiß Sophia Wagner. „Wir Menschen waschen uns schätzungsweise 10-15 Mal an Tag die Hände.“
Seife auf unserer Haut – Inhaltsstoffe
Doch was genau darf uns täglich berühren? Was ist es, was wir so nah an unsere Haut ranlassen? Seife besteht aus verschiedenen Alkalisalzen der Fettsäuren. Diese entstehen, wenn man Öle und Fette mit Natronlauge zerlegt („verseift“). Münchner-Waschkultur.de nutzt unter anderem hochwertige Rohstoffe wie Kokosfett, Olivenöl, Lorbeeröl oder Arganöl. Zum Händewaschen und für die Körperhygiene ergänzen pflegende Zusätze, Parfüms, ätherische Öle und Farbpigmente die Seifen.
„Für uns ist das etwas ganz Kostbares, dass wir eine solche Kundennähe haben dürfen“, sagt Sophia Wagner. „Unsere Kunden tragen uns auf der Haut: Gibt es eine schönere Art, einen Menschen zu berühren? Und mit „berühren“ meine ich: im Wortsinn, aber auch emotional.“
Kaltesiedeverfahren: Gut Ding will Weile haben
Grundsätzlich wird Seife in zwei unterschiedlichen Verfahren hergestellt: Die herkömmliche Variante ist die Heißverseifung (oven heated process). Münchner-Waschkultur.de setzt überwiegend auf das sogenannte Kaltsiedeverfahren (cold process soap).
Dazu vermischen die Seifenexperten Fette, Kräuter, ätherische Öle und andere feine Zutaten mit Natronlauge bei einer Temperatur von zirka 38 Grad auf dem Herd. Die Seife wird dazu gesiedet, aber nicht höher erhitzt. Die Besonderheit des Kaltsiedens: Durch die schonende Verarbeitung bleibt das natürliche Glyzerin erhalten. Die Textur der fertigen Seife ist eher glatt und homogen. Anders bei der Heißverseifung, die wesentlich schneller abläuft: Sie schafft Seifenstücke mit einer rustikalen, wilden Optik.
4 bis 6 Wochen Reifezeit
Beim Kaltsieden entsteht der sognannte Seifenleim, auch Rohseife genannt. Dieser wird in Form gegossen – wahlweise in eine große Kastenform oder in einzelne Silikonförmchen – und muss dann mindestens 24 Stunden an einem kühlen, ruhigen und sicheren Ort ruhen. Im Anschluss kann die Seife, je nach Konsistenz, geschnitten werden und darf danach für 4-6 Wochen reifen. Woche für Woche wird das Seifenstück milder und gewinnt an Qualität – bevor es schließlich heißt: „In die Seifenschale, fertig, Schaum!“
Heißverseifung – schneller, aber wesentlich energieintensiver
Wesentlich schneller, dafür aber umso energieintensiver verläuft die sogenannte Heißverseifung bei um die 90 Grad Celsius. Dazu werden Fette, Kräuter, Öle und andere feine Zutaten zunächst unter Rühren mit Lauge erhitzt. Dabei wird der Seifenleim nach und nach glasig und kann nach etwa einer Stunde in eine Form gegossen werden. Nach einer Ruhe- bzw. Trocknungszeit von einer Woche ist die Seife gebrauchsfertig und kann zugeschnitten werden.
Ein Seifenkunststück für jede Stimmung
„Ob rustikal oder glatt, farbig oder dezent, intensiv duftend oder ganz zart: Jedes Seifenstück hat seinen ganz eigenen Charakter, den wir in Handarbeit herausarbeiten dürfen. Für mich ist Seife deshalb ein sensationelles Medium, um Stimmungen einzufangen“, sagt Sophia Wagner. Ihre Philosophie: „Mit dem Team von Münchner-Waschkultur.de stehen wir in der Tradition klassischer Seifensieder und schreiben die Geschichte dieses wunderbaren Handwerks fort.“
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